Probleme und Sorgen

Um hier mal einen kleinen Schnitt zu machen, will ich euch auch mal die Schattenseiten aufzeigen.
Mein Weg ist steinig, auch wenn es vielleicht für den ein oder anderen so ausschaut, als ob mir das Glück jeden Tag von neuem in den Schoβ zu fallen scheint.
Ich kämpfe hart, und muss auch oft mit meinem Gewissen kämpfen, wenn mir mein Herz zu etwas rät, was mir mein Verstand verbietet.
Ich kämpfe hier immer noch allein, und ich kämpfe oft ums schiere Überleben, selbst wenn ich auch den ein oder anderen netten Ort besuchte, so war dies immer mit Arbeit verbunden.
Seit mehr als einem Jahr lebe ich auf einer Tropen Insel, war allerdings seit Oktober 2009 nicht einmal hier im Meer schwimmen.
Ich hoffe ihr haltet euch nicht vor Augen, dass ich morgens nach dem Aufstehen, über grüne Wiesen streife und mir eine Kokosnuss vom Baum pflücke…
Sechs Tage die Woche schwing ich mich auf mein Motorad und bringe meine Frau zur Arbeit, um sie später wieder abzuholen … Vier Stunden stecke ich so fast tagtäglich in dem grausigsten Verkehr den ihr euch Vorstellen könnt.
Auch meine Beziehung krieselt so vor sich hin, was sich eigendlich schon vor einem Jahr anfing zu entwickeln.
Ich hatte ja damals geschrieben, dass meine Frau, verständlicher Weise, in der Anfangszeit ihrer Schwangerschaft , ein wenig besorgt auf die Zukunft unserer kleine Familie blickte.
Das war allerdings ein wenig untertrieben.
Sie war sehr beunruhigt, und sehr oft sagte sie mir sehr verletzende Sachen, stellte Ultimaten und verfluchte diesen Blog, den ich zu der Zeit anfing zu kreieren.
Als ich dann das Angebot bekam, im Ninety Nine zu arbeiten, lieβ ich auch schweren Herzens mein Projekt und meinen Blog auf Eis ruhen.
Wenn ich auch nur das Wort “Farm” aussprach, konnte ich die Wut in ihren Augen aufblitzen sehen.
Mit meinem neuen Job, sollte ja dann eigendlich unser Leben ihren Wertevorstellungen entsprechen.
Was dann aber geschah, war folgendes.
Nun wurde fehlende Zeit für meine Familie beklagt, zu wenig Hilfe und Aufmerksamkeit meiner Frau gegenüber, und als meine Eltern zu besuch aus Deutschland kamen, wurden unsere Streitigkeiten immer schlimmer, weil ich somit noch weniger Zeit für meine kleine Familie übrig hatte.
Mein Vater war fast zwei Monate hier zu besuch, da ich allerdings so heftig in meine Arbeit eingebunden war, konnte ich genau einen freien Tag mit ihm verbringen.
Meine Frau war es vielleicht auch nicht gewöhnt 24 Stunden am Tag zuhause zu verbringen, aber wir hatten ja nun einmal ein neugeborenes Baby.
Als sie dann nach drei Monaten wieder ihre Arbeit aufnahm, verbesserte sich zwar ihr Gemüt, Streitigkeiten kamen allerdings trotzdem immer wieder auf.
Als Manager, war es nun mal wichtig, Kundenbindungen zu fördern. So wurde es manchmal durchaus spät, wenn ich mich zu meinen Gästen setzte und gute Laune verbreitete.
Einige Gäste kamen genau aus diesem Grund ins Ninety Nine.
Dies meiner Frau zu erklären, war aber fast unmöglich.
Für sie stand fest, dass ich Halligalli machte, und nur auf meinen Spass bedacht war.
Nicht nur das, mein Job verlangte Zahlen, und nicht nur lächelnde Gesichter.
Ich wurde im Ninety Nine eingestellt, um das System dort neu zu generieren.
Was soviel bedeutete, von fast 250 Angestellten, reduzierte ich auf ca. 170 Stellen runter.
Das Personal stand sich oft selber im Weg, und wenn Gäste nach einem Kellner Ausschau hielten, war keiner zur Stelle, weil das Personal damit beschäftigt war, in Grüppchen rum zu stehen, und Kaffekränzchen zu halten.
Ich entlieβ die Hälfte aller Kellner, veränderte die Schichten, von 5/2 zu 6/1, was mir wahnsinnig schwer fiel, weil ich wusste, wie hart das für alle Beteiligten war.
Aber nur so, war der Betrieb effizient zu führen, und gleichzeitig lieβ sich der Service auch in nur wenigen Wochen deutlich verbessern.
Wir wurden so effizient, dass die Küche öfters in Nöte geriet, weil es Tage gab, wo wir mehr als 1500 Personen bewirtschafteten.
Obwohl ich eine wirklich geduldige Seele bin, platzte mir ab und an der Kragen, vielleicht auch deshalb, weil ich von 6 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts absolute unter Strom stand.
Aber ich brüllte auf Arbeit eigendlich nur, wenn ich das Potenzial in einem meiner Mitarbeiter sah, dieser es aber nicht nutzten.
Ich organisierte Schulungen, für Wein-, Zigarren- oder Kaffeeservice und half überall mit, wo meine Hand gebraucht war.
Und auch wenn ich verantwortlich für den anfänglichen Stellenabbau war, so war ich umso bemühter, für meine restliche Belegschaft Verantwortung zu tragen.
Ich kämpfte für sie.
Und gemeinsam holten wir uns zwei Auszeichnungen, “Bestes Restaurant” sowie “Bester Service”
Und nach monatelangem Kampf, mit der Hauptzentrale, konnte ich die Löhne nach meinem Empfinden anpassen.
Was soviel bedeutet… Ich verdoppelte das Gehalt meiner “Kids”…
Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, als die neuen Löhne ausgezahlt wurden.
Keiner von ihnen konnte fassen, was auf ihren Kontoauszügen stand.
Einige kamen auf mich zu und fragten mich ob da ein Fehler passiert sei, und wenn ich, mit einem Lächeln, den ein oder anderen Witz darüber machte, gab es einige die mich umarmten.
Und als ich einige Wochen, nach unserem Sieg, eine persönliche Entscheidung traf, flossen bei vielen von uns die Tränen. Ganz besonders überraschten mich allerdings Tränen, von Mitarbeitern, mit denen ich am meissten geschimpft hatte.
Denn, und diejenigen von euch, die sich ein wenig mit der Gastronomie auskennen, werden wissen was ich meine, mein Job war es zu motivieren, aber zeitgleich auch soviel wie möglich an Energie aus meinen Mitarbeitern raus zu quetschen.
Und jeden Tag musste ich somit, auf die ein oder andere Weise, gegen mein Gewissen handeln.
Zeitgleich hatte ich kein Privatleben, und eine Menge Stress zu Hause.

Ich kündigte zum 30 Mai 2011, übernahm den Job als Hausmann und pflegte nebenher mein Netzwerk.

Und als das Geld nun wieder zur Neige ging, kamen wieder Sorgen über Geld auf.
Und so flammten auch, in der Hinsicht auf Sicherheit, wieder alte Streitigkeiten auf.
Ich will meine Frau hier nicht schlecht reden, sie opfert sich auch voll und ganz für das Wohlergehen unserer Familie. Egal wo sie hingeht, bringt sie ihre Milchpumpe, und all ihre Kraft und Liebe kommen meinem Sohn zu gute.
Ich weiβ auch, dass dies alles meine Sicht der Dinge ist, und aus ihrer Sicht alles total anders ausschauen wird.
Ich weiβ auch, dass ich Fehler gemacht habe, und oft vergaβ ihr gegenüber mein Dank auszusprechen, aber bei weniger als 4 Stunden Schlaf am Tag und das bei einer 80 Stunden Woche voller Arbeit, sind doch Fehler nur menschlich.
Allerdings versuchte ich mir und meiner Frau immer wieder einzureden,” Kopf hoch, das wird schon!”
Ich meine, warum sich mit Sorgen rumquälen, wenn man nun etwas Zeit für sich und Familie hat, oder nicht?
Der nächste Job kommt früher oder später sowieso… und dann guckt man wieder dumm aus der Wäsche, weil man seine freie Zeit vermisst.
Ich finde, viel zu oft, denken einige Menschen viel zu weit, machen sich Sorgen über etwas, was in unbekannter Ferne, irgendwo am Horizont auf sie zu lauern droht.
Und meines Empfinden, sind gerade Frauen meisterhaft, in sich die Zukunft grausig auszumalen.
Wie sagt man so schön…
“Willst du Gott zum Lachen bringen, dann erzähl im einfach deine Pläne für die Zukunft!”
Es kommt doch meinstens sowieso anders, und ganz bestimmt anders, als man denkt.

Wir haben mitlerweile das Jahr 2011, und derzeit steht ein Wort im Raum, welches meine Frau schon mehrere male hervorbrachte...

SCHEIDUNG...

bis hierher konnte ich euch mitnehmen,...

Die naechsten Schritte werde ich wohl allerdings alleine weiter laufen, denn mit dem Schreiben werde ich nun erst einmal pausieren.

Und wie auch immer die Zukunft aussehen wird, wir werden sehen...

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