Der erste Brief

Hi,...  mein Name ist Jerome und ich bin 28 Jahre alt.

Ich hatte eine schwierige Kindheit, mit Dreizehn fing ich an zu Kiffen und mit Fünfzehn kam dann noch Lsd, Extacy, Amphitamine und natürlich viel Alkohol dazu.

Mit 16 wechselte ich zum ersten Mal die Seite. Mit meinen zwei besten Freunden stoppte ich von einem Tag auf den anderen den Konsum, und wir konzentrierten uns nur noch auf den Verkauf und andere Geschäfte. Wir klauten Autos und ich gab an manch Wochenende mehr Geld aus als viele Erwachsene im Monat verdienten.


Ich war auf neun Schulen, und mit Siebzehn war ich mir sicher HIV-Positiv zu sein.
Ich war hochgradig Vorbestraft und ich glaubte nicht an eine Zukunft.
Schule, Ausbildung alles war mir scheißegal.

Mit Achtzehn habe ich trotzdem den Hauptschulabschluss erreicht. Nach zwei Wochen Nichtstun viel mir die Decke auf den Kopf, ich wollte in die Hotelbranche aber mein schlechtes Zeugnis ließ dies nicht zu.
Ich kann mich noch erinnern, wie ich auf dem Arbeitsamt saβ und ich meiner Sachbearbeiterin mein Zeugniss vorlegte. “Das kannst du vergessen!” Somit war also das, was ich machen wollte nich erreichbar…
Ich sollte meinen Abschluss verbessern, dann könnte es angeblich klappen.


Obwohl ich wirklich viel Geld verprasste, hatte ich zu der Zeit einen großen Haufen an Schulden angesammelt. Vor allem durch Gerichtskosten,hauptsächlich wegen Sachbeschädigung aber auch durch Videotheken, da ich lieber zu einer neuen Filiale wechselte als die Filme zurück zu bringen.

Ich war oft in U-Haft oder in Jugendhaft, aber als ich eines Tages mit einem Gefangenentransporter nach Moabit gebracht wurde, und ich mit zwei Dutzend Männern in einer kleinen Sammelzelle saß, fühlte ich mich elend.
Der Haftrichter entließ mich zwar nach zwei Stunden, aber ich fing an Umzudenken, wenn ich schon an Aids sterbe, dann doch bitte mit einer Flasche Rum und einer Luftmatratze auf offener See, wenn es denn soweit ist.


Ich wurde legal, und konzentrierte mich nur noch auf Party und Spaß.

Mit Zwanzig änderte sich mein Leben dann schlagartig. Ich traf das Mädchen meiner Träume.



Einen Tag nachdem ich mit ihr zusammen kam, arbeitete ich als Aushilfe in einem Hotel.
Als ich an der Bar stand und Gläser polierte kam ich mit einem korpulenten Mann ins Gespräch, er fragte mich ob ich eine Ausbildung hätte und ich fing an zu schwindeln, ich erzählte von einer Ausbildung in einem anderen Hotel, das ich von einem Freund kannte. Er war sehr interresiert, and er erzählte mir den ein oder anderen Witz. Ein durchaus nettes Gespräch !
Als ich am nächsten Tag wieder die Aushilfsstelle antrat, wurde ich zum Direktor gerufen. Als ich das Büro betrat, traf ich auf den Mann, den ich noch Tags zuvor angeschwindelt habe.
Und als ich das Büro verließ war ich keine Aushilfe mehr, sondern Stellvertretender Bankettleiter.
Normalerweise hätte ich schnurstracks zu der Arbeitsamttante gehen sollen,um ihr meinen Vertrag vor die Nase zu halten.
Es geht anscheinend doch… auch wenn man kein spitzen Zeugniss vorweisen kann!



Doch wie ist es nun mal, wenn man Frisch verliebt ist…
Da hat man nun mal besseres zu tun, jede freie Minute verbrachte ich mit ihr. Wenn ich bis in die Nacht arbeitete fuhr ich noch zu ihrer Wohnung schrieb einen Brief und versteckte ihn, unter dem kleinen Flurteppich, vor ihrer Haustür.

Die Mutter meiner Freundin verlangte eines Tages einen Aidstest sonst durfte ich nicht bei ihr nächtigen.
Als ich auf die Gewissheit in folge einer Untersuchung wartete, habe ich wirklich kalten Schweiß geschwitzt.
Ich war nicht Positiv… Ich hatte eine tolle Freundin, einen super Job... Ich hatte eine Zukunft.

Ich möchte hier jetzt nicht allzu sehr ausarten. Ich mache also weiter in Stichpunkten…

2000 kompletter Neustart
2002 habe ich alle meine Schulden getilgt, ich hatte meine eigene Wohnung und Dienstwagen
2003 Arbeitete ich in einem Restaurant, wo ich noch mehr Geld verdiente.
Ich war glücklich. Alles schien sich nach meinem harten Kampf, als Berliener Jugendlicher, doch noch in eine bessere Richtung zu bewegen, als es alle für möglich gehalten haben.
Zum ersten mal sah ich mehr als nur den Kanaken im Spiegel, für den mich soviele Menschen über Jahre hinweg abgestempelt hatten.
Wir hatten sogar eine traditionell indonesische Hochzeit, und mein Ziel war es, mein eigenes Restaurant zu eröffnen. So arbeitete ich Tag ein Tag aus ohne Pause um mir dieses Ziel zu ermöglichen.



2006 eröffnete ich mein eigenes Café
nicht mal 1 Monat nach Eröffnung, wurde ich von den schlimmsten Schicksalsschlägen getroffen, die man sich nur Vorstellen kann, zwei Suizidversuche in meinem engsten Familienkreis, und heftige Beziehungsprobleme. Ich hielt trotzdem krampfhaft an meinem Laden fest und versuchte mein Bestes.

2007 brach ich dann jedoch mit über 41 grad Fieber von einem Tag auf den anderen zusammen.
Zum Ende des Jahres musste ich mein Laden aufgeben.

Ich ging wieder in das Hotel zurück wo alles begann, aber vor einem Monat kündigte ich, es gab einen neuen Direktor und die Arbeit war unzumutbar.

Heute ist der 30.08.2008 Nach über 8 Jahren, hat sich meine Traumfrau von mir getrennt,
Ich habe alles Verloren…

Mein Leben liegt nun in Scherben vor mir, und ich habe nichts als meinen kleinen Trolli.
Ganz ehrlich habe ich keine Ahnung wie mir das alles passieren konnte.
Mit einem Male ist alles weg.

Vielleicht werden einige Denken, das geschieht dem Schurken recht mit all den Straftaten…
Dann bitte ich diejenigen zu bedenken, dass es Jugendlicher Leichtsinn war…
„ Ich war so ca. Zehn Jahre alt, und mein Stiefvater erlaubte mir Zuhause zu bleiben, ich war so glücklich, dass ich anfing die Wohnung zu putzen. Ich wischte Staub, machte das Geschirr, und als ich noch gerade das letzte Stück Flur saugte, ging die Wohnungstür auf und ich blickte freudig meiner Mutter und meinen Stiefvater entgegen. Doch schon im nächsten Moment ließ mich die schwere Faust meines Stiefvaters mit dem Kopf gegen die Wand knallen und ich sackte zu Boden“ Mein Stiefvater war sauer, weil ich mit dem neuen Sauger saugte und nicht mit dem Alten…

Meine Kindheit bestand zum größten Teil nur aus Gewalt… und Drogen waren meine erste Flucht…
Sagt mir was ist schlimmer: ein Zehnjährigen die Treppe runter zu treten, oder mit einer geklauten Kreditkarte shoppen zu gehen…?
Ich verabscheue Gewalt gegen Schwächere, meine Straftaten richteten sich meist nur gegen Erwachsene. Und ich habe aus meinen Fehlern gelernt.
Meine Deutschen Großeltern waren früher Nazis, na und, ich verurteile sie deshalb doch nicht, ganz im Gegenteil ich liebe meine Oma und versuche soviel Zeit mit ihr zu verbringen wie möglich. Ich denke der Mensch ist so veranlagt, das er sich seiner Umgebung, seinem Umfeld anpasst, und ich habe mich als Jugendlicher halt Berlins Straßen angepasst.

Vielleicht fragen sich auch einige warum ich hier mein Leben reinpacke…
Und nun geht’s los, ich will mit Sicherheit keine Almosen, was ich will und was ich suche sind Leute die mir vielleicht helfen können, meine Biografie nieder zu schreiben, um zu zeigen was alles möglich ist wenn man nur will, gerade jugendlichen Problemfällen, oder Teenager aus zerrütteten Familien die Denken sie sein benachteiligt von der Gesellschaft.

Zeitgleich möchte ich, vielleicht via Blog, meinen Neuanfang hier veröffentlichen und dokumentieren, um zu zeigen was es heißt mit Nichts, also keiner Wohnung, keinem Job, keiner Ausbildung und gebrochenem Herzen einen Neustart hinzulegen.

Ich werde nicht aufgeben... Ich werde meine Hoffnung bewahren...

Und ich werde nun aufstehen und wieter laufen...

Und wer auch immer mag, kann mich HIER auf meinem Weg begleiten.

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