Geld oder Leben…


Die letzten 30 Stunden waren hier gerade ziemlich nervenaufreibend…



Eine meiner Lieblingstanten hier, hatte gestern einen ziemlich schweren Motoradunfall.
Das Problem, hier auf indonesischen Strassen, sind die zahlreichen Schlaglöcher.
Diese sind in der Regel so groß und tief, dass man sie aus weiter Entfernung erkennen kann und Zeit zum reagieren hat. Oft sieht man auch riesige Palmwedel mitten auf Hauptverkehrsstrassen, die aus dem Boden wachsen zu scheinen. Das dient einzig und allein zur Kennzeichnung, dieser gefährlichen Fallen.
Bei Regen kann man oft diese tiefen Löcher nicht mehr ausmachen, da kleine Überschwemmungen zum Alltag gehören.
Gestern hat es nun meinen Onkel und meine Tante erwischt...
Mit etwa 50 Kmh blieb ihr Roller abrupt stehen und bäumte sich auf.
Mein Onkel, der mit beiden Händen am Lenker sich festhalten konnte, ist nichts passiert.
Meine Tante war leider nicht darauf gefasst, und wurde über meinen Onkel geschleudert, und landete schwer auf ihrem Kopf... Ihr Helm hat sich schon wärend des Fluges verabschiedet, und bot dadurch auch keinen Schutz.
Da man hier in der Regel lange auf einen Krankenwagen warten muss, rief mein Onkel seine Tochter an, die sich darauf hin von einem Nachbarn ein Auto auslieh, und zur Unfallstelle raste.
Da sie nicht genug Geld bei sich hatte, wurden sie von zwei Krankenhäusern abgelehnt, obwohl meine Tante Blut spuckte.
Beim dritten Krankenhaus, einem Militärkrankenhaus hatte sie Glück, und ihre Mutter wurde aufgenommen und untersucht.
Während Sie auf die Untersuchungsergebnisse wartete, trudelte der Rest unserer Familie ein, so wie auch ich.
Um 24 Uhr wurde uns das Ergebnis der Untersuchungen bekannt gegeben.
Der Arzt zeigte uns Fotos ihres Kopfes, und meinte, dass sie extrem Glück gehabt hat, und am Kopf alles in Ordnung sei.
Das sie Blut spuckte konnte er sich noch nicht erklären, aber mit der Lunge sei auch alles in Ordnung versicherte er uns.
Allerdings sollte sie auf die Intensivstation verlegt werden, da ihr Zustand noch immer kritisch sei, solange sie Bewusstlos sei.
Allein für die ersten Untersuchung mussten wir schon ungefähr 700 Euro abdrücken, was hier eine Menge Geld ist...
Allerdings nicht aufzurechnen mit dem Leben eines Familienmitgliedes.
Um in den Genuß der Intensivstation zu gelangen, verlangte der Arzt ca. 3000 Euro als Sicherheit zu hinterlegen, was uns nicht machbar war...
Auch die Gewissheit, dass sie keine ernsten Verletzungen davon getragen hatte, ließ uns zu dem Entschluss kommen, ein anderes Krankenhaus zu suchen, welches uns die Intensivstation ermöglicht.
Vier stunden waren dafür nötig, bis dies nach einem Haufen Ablehnungen, zustande gebracht wurde.
Ich und meine Frau hatten uns allerdings schon um 2 Uhr verabschiedet...
Um 8 Uhr früh erreichte uns dann eine neue Hiobsbotschaft...
Der zustädige Arzt in dem neuen Krankenhaus ließ verlauten, dass die Verletzungen wesentlich ernster seien, als uns das andere Krankenhaus mitgeteielt hatte.
Als meine Frau und ich das neue Krankenhaus um 10 Uhr erreichten, wurde uns mitgeteilt, dass sich meine Tante einen schweren Schädelbasisbruch zugezogen hatte, und die Hirnblutungen sehr schwerwiegend seien... Die Überlebenschancen bei einer Operation würden bei 30 % liegen, und ca 5000 Euro kosten.
1800 Euro war unsere Familie bis dahin schon los geworden.
Als sich nach einigen Stunden ca 30 Menschen, alles Mitglieder meiner Familie, sich zu Boden setzten und gemeinsam zu Beten anfingen, kamen mir die Tränen, denn ich wusste nun, dass wir uns eine Operation nicht leisten konnten...
Nun wird meine Tante noch solange leben, wie wir die Intensivstation bezahlen...
Und in etwa 8 Stunden werden die Maschinen ausgeschaltet.

Deshalb der Titel,... Geld oder Leben

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